Viele Zeitungen, und auch Zeitschriften, haben das iPad als Medium für ihre Ausgaben entdeckt. Allerdings gibt es bereits jetzt unterschiedliche Konzepte, die Daten aus der Druckvorstufe auf das Tablet zu bekommen. Das Ziel haben aber alle gemeinsam: Einzelausgaben oder Abonnements zu verkaufen, und das ist natürlich auch legitim. Anhand der iPad Ausgabe der Schwäbischen Zeitung möchte ich die Übertragung und die Darstellung der Artikel prüfen und mit Flipboard eine alternative Darstellung vorstellen.
Schwäbische Zeitung
Die SZ ist ein typischer regionaler Verlag. Die Zeitung erscheint für ein festes Gebiet mit den jeweiligen Lokalteilen. Daneben bedient der Verlag einen regionalen Fernsehsender im Kabelnetz und natürlich und obligatorisch Annoncen und Werbung. Eine ausgelagerte IT-Abteilung gibt es ebenso im Verlagsverband. Neben der Printausgabe der Zeitung läuft auch die Präsenz im Internet unter http://www.szon.de. Eine online Ausgabe im PDF Format hat die SZ ebenso im Angebot. Mit diesem Rüstzeug hat der Verlag also alle Werkzeuge für eine App zur Verfügung.
Ausgaben kaufenAls Grundlage bekommt der Anwender eine kostenlose App mit eine Probeausgabe im Apple App Store. Bislang bietet die Schwäbische Zeitung, anders als der Wettbewerb, nur Einzelausgaben als In App Kauf für günstige 0,79 € an. Abonnements sind noch nicht verfügbar, ein Abo für eine Woche, Monat und Jahr wäre sehr praktisch. In den Einstellungen kann der Leser aber die gewünschten Lokalausgaben wählen.
Formate der ZeitungDie Schwäbische Zeitung kommt in 2 Formaten auf das iPad: Der Darstellung von Artikel in der App und die online Ausgabe als PDF. So kann der Leser zwischen der iPad typischen Darstellung, oder der Abbildung der Printausgabe wählen. In der App fällt positiv die Möglichkeit zur Einstellung der Schriftgröße auf. So wird die Zeitung auch für Sehbehinderte oder Senioren lesbar dargestellt. Der online Ausgabe fehlt diese Möglichkeit völlig, also auch nicht per Pinch Geste. Auch lässt sich das PDF nicht in andere Apps übertragen, die den Lesekomfort verbessern würden, z.B. iBooks oder GoodReader.
NavigationAuf der Titelseite kann in einem Fenster für Lokalartikel in den Schlagzeilen geblättert werden. Ein Tipp auf die Schlagzeile öffnet den Artikel. Zudem gibt es in der Menüleiste einen Knopf für den Index. Einen Knopf, der zur vorherigen Seite zurück führt gibt es leider nicht. So verliert sich der Selektivleser schnell in der Ausgabe und den Faden.
ArtikelDie einzelnen Artikel werden in der App großzügig auf der ganzen iPad Seite dargestellt. Durch das bereits bekannte Wischen gelangt man leicht auf die nächste Seite des Artikels. Ob es weitere Seiten gibt, wird am Fuß des Artikels angezeigt. Die Artikel können Text, Fotos, Fotoalben und Filme enthalten, bieten also das vollständige multi-mediale Lesevergnügen. Wie die Schwäbische Zeitung diesen Vorteil des Leseerlebnisses auskostet, bleibt in den Ausgaben noch offen. In der online Ausgabe gibt es nur Text und Fotos. Das Design entspricht der Printausgabe. Die Darstellung lasst sich nicht vergrößern, oder durch einen Doppeltipp auf den Artikel zoomen. Des wird wahrscheinlich die Appdarstellung von den Lesern bevorzugt werden. Copy & Paste sowie Drucken funktioniert nirgends in der App. Das wäre aber für die Pressemappe eines Vereins sehr praktisch, zumindest für einzelne Artikel.
LadezeitenDa die App nur als Basis dient und die Ausgabe innerhalb der App geladen wird, ergibt sich ein kleines Problem. Die Schwäbische Zeitung lädt die gesamte Ausgabe auf das iPad. Mit DSL und WLAN nimmt das Laden ca. 20 Sekunden in Anspruch. Daheim oder im Büro ist das sicher nicht so schlimm, der mobile Leser mit 3G oder EDGE aufm Ländle wird hier aber scheitern. Zumal sich die tägliche Datenmenge summiert und bald eine Datendrosselung der Provider verursacht. Videos, Fotoalben sowie die online Ausgabe werden nochmals gesondert komplett geladen. Unklar ist zudem, ob die App eine Archivfunktion besitzt, mit der die bisher gekauften Ausgaben geladen werden können.
FazitFür den ersten Schritt in der App Welt schlägt sich die Schwäbische Zeitung prima. Das Leseerlebnis macht bereits viel Spaß, es gibt eigentlich nur Kleinigkeiten zu beanstanden, die in einem Update der App leicht zu beheben sind. Der mobile Leser sollte darauf achten sich die Tagesausgabe noch daheim zu kaufen und laden. Auch die Navigation zu den Artikel und wieder zurück sollte noch entgratet und an die Möglichkeiten eines iPad angepasst werden. Zuletzt vermisse ich die Möglichkeit von Social Media, Mail und Druck in den Artikeln. Dennoch: 4 von 5 Sterne für den guten Start!
Alternative Darstellung
Eine Zeitung mit der Gewohnheit aus mehreren Jahrzehnten,
wie diese zu lesen ist, auf ein iPad zu transportieren ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Die Art, eine Zeitung auf einem iPad zu lesen, unterscheidet sich grundlegend von der einer Printausgabe. Bislang haben die Verlage durch online Ausgaben versucht, die Printausgaben 1:1 digital zu kopieren. Das hat sich in den letzten 10 Jahren nicht durchgesetzt und wird es auch auf dem iPad nicht. Möchte man dies dennoch anbieten,

wäre eine Webseite dafür besser geeignet, die man mit Safari auf dem iPad bequem mit den Zoom- und Tippfunktionen lesen könnte. In einer App im Zusammenspiel mit dem Internetanschluss lässt sich eine völlig andere Weise der Artikelpräsentation nutzen. Dies möchte ich anhand der App Flipboard darstellen. Flipboard greift die Einträge aus Twitter und Facebook ab und bietet diese als Artikel dem Leser an. Erst wenn der Leser auf einen Artikel tippt, wird dieser gemeinsam mit den enthaltenen Bildern, Filmen, oder Webseiten geladen. Das Titelbild von Flipboard wird aus dem aktuellen Bildmaterial der abonnierten Tweets oder Pinnwände gestaltet. Die Hauptnavigation ist nach Konten sortiert.

Wenn man nun das Prinzip von Flipboard auf beispielsweise die Schwäbische Zeitung überträgt, erhält man eine Titelseite mit den Bildern der aktuellen Ausgabe mit den Verknüpfungen zu den dazu gehörenden Artikeln. Auf der Seite 2 stünden dann die Zeitungsteile, also Nachrichten aus der Welt, Deutschland, Lokalteile, Sport, usw. Ein Tipp auf einen Nachrichtenblock bringt den Leser zur Artikelübersicht. Öffnet der Leser einen Artikel, kann er ihn ohne zu blättern auf einer Seite lesen, bzw. er müsste nur nach oben wischen. Denn wischt man im Artikel zu Seite, blättert man zum nächsten Artikel. Ein Navigationsknopf führt zu den Abschnitten der Zeitung.
Ich empfinde das Bedienkonzept und die Darstellung von Flipboard optimal für Tablet Computer. Vielleicht können sich Verlage bald von der Gewohnheit des Printmediums lösen?
LinklisteApp Schwäbische ZeitungFlipboardiPad bei o2 mit mobilem Datentarif- Dieser Artikel wurde auf meinem iPad mit BlogPress erstellt